Noch bis Ende Oktober 2013 lädt das Kloster Königsfelden zum Besuch der Ausstellung “Reiches Kloster. Reine Seelen” mit einem reichen Fundus an interessanten Themen zu Geschichte des Klosters im 14. Jahrhundert. Im Vordergrund stehen sowohl der kirchliche Tagesverlauf (Liturgie, Gebetsverpflichtung, Stundengebete, Gottesdienste), als auch der Alltag der Nonnen, die den Klosterbesitz verwalteten.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des Klosterjubiläums “Tor zum Paradies – 700 Jahre Kloster Königsfelden. 2010 – 2012″. Sie wurde in diesem Jahr nochmals aufgegriffen, da sie im letzten Jahr aufgrund der Inszenierung der “Königsfelder Festspiele” nur vier Monate gezeigt werden konnte und wir ein sehr gutes Echo hatten.
Eine umtriebige Königin
Die Ausstellung präsentiert einige Schätze. Mich beeindruckte insbesondere die umtriebige und unermüdliche Königin Agnes, die sich auch stark in die inneren Belange der beiden Klöster “eingemischt” hat. Es ist unglaublich, mit welcher Genauigkeit sie beispielsweise 1332 die Gottesdienstordnung und weitere Klosterordnungen erlassen und damit die Strukturen der beiden Klöster wesentlich mitgeprägt hat. Auch im Kleinodienverzeichnis (im Original in der Ausstellung zu sehen) verzeichnet sie minutiös die über 200 Objekte, die zum Klosterschatz gehörten – ein Reichtum sondergleichen, der heute leider bis auf drei Objekte verloren ist.
Eine tolle Zusammenarbeit
Inhaltlich galt es für die Ausstellung einiges aufzuarbeiten. Hier war die Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv und der Universität Zürich sehr wertvoll. In dieser Zeit wurde auch das Buch “Königsfelden. Königsmord, Kloster, Klinik” herausgegeben, das erstmals seit Jahrzehnten die Geschichte des Klosters nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufzeigt. Im Rahmen von Seminararbeiten waren auch vier Studentinnen von Prof. Dr. Teuscher mit der Recherche zu Ausstellungsthemen befasst.
Spannendes Quellenmaterial
Es freut uns, dass die inhaltlichen Herausforderungen sehr gut gemeistert wurden und wir viel an Erkenntnis über die Geschichte des Museumsstandorts hinzu gewonnen haben. Das Quellenmaterial hat aufgezeigt, was wir zwar schon wussten, aber nicht in dieser Fülle an Details vor Augen hatten: das mittelalterliche Kloster war eines der reichsten seiner Zeit und hatte mit den Habsburgern eine äusserst aktive Stifterfamilie hinter sich, die den Memorialort zur Hochblüte brachten.
Eine mobile Ausstellung
Da die Klosterkirche auch für kulturelle Veranstaltungen und Diplomfeiern vermietet wird, war es in der Umsetzung eine Herausforderung, die Ausstellung mobil zu bauen, um das Langhaus der Kirche nach Bedarf frei machen zu können. Ein grosses Anliegen war es auch, den wunderschönen und atmosphärischen Innenraum der Kirche mit einer Ausstellung nicht zu “ver-bauen”.
Licht- und Schattenspiel
Die Schattenspiele sind ein kongeniales Zusammenspiel von Lichttechnik und Metallbau. Da wir keine grossformatigen Bilder, Stellwände oder Stoffbanner ins Innere der Kirche setzen wollten, haben wir uns für Schattenspiele entschieden. Diese sind flüchtig, da sie kommen und gehen, beeindrucken aber trotzdem durch Präsenz und Grösse. Da die Klosterkirche mit ihrem reichen Glasfensterschmuck bei Sonnenlicht sehr hell wird, war es eine Herausforderung, die Schatten klar umrissen auf die Wand werfen zu können.
Sichtbare Inszenierung
Wir hätten die Scheiben, auf denen die Metallfiguren drehen oder die Kettenmechanik der schreitenden Mönche und Nonnen auch verbergen können, aber wir haben uns beim Inszenierungskonzept dafür entschieden, die Technik offen zu legen – zur Freude des Publikums, wie sich später herausstellte.
Zum sehen und Hören
Die Hörspiele führen per audiovisuellen Guide lebendig durch die Ausstellung. Guta von Bachenstein, die zweite Äbtissin von Königsfelden, und Burkard von Rosenau, der Franziskanerguardian zu ihrer Zeit, führen die Besucherinnen und Besucher auch zum Klostergarten und dem Kreuzgang. ,Aber aufgepasst: die Äbtissin und der Guardian wechseln sich ab – im Mittelalter durfte ja keiner der beiden den jeweils anderen Klausurbereich betreten. Zwei Schauspieler sprechen die Stimmen der beiden historischen Persönlichkeiten. Mit dem audiovisuellen Guide konnten wir übrigens darauf verzichten, die Inhalte auf Texttafeln zu präsentieren, was zur Leichtigkeit der Ausstellung und der Wahrung des Raumgefühls beiträgt.
Herzlich willkommen im Kloster Königsfelden! Wir freuen uns auf Ihren baldigen Besuch. Am 21. und 22. September erwartet Sie übrigens ein Klostermarkt im Rahmen der Veranstaltung “2000 Jahre Medizingeschichte” rund um die Medizin von den Römern übers Mittelalter bis hin zur Gegenwart.
Martina Huggel, Kuratorin Ausstellungen/Veranstaltungen Museum Aargau